[COLOR=red][Achtung!! Dies ist nur ein Auszug aus meiner Geschichte, der irgendwo im Geschehen anfängt!! Falls interesse daran besteht erkläre ich mich bereit, immer mal wieder einen neuen Auszug zu posten][/COLOR]
- A magical night in Payon -
Immer noch stolperte Nostra allein durch die endlos scheinende Wüste Morrocs. Ihr Atem entfuhr nur noch sehr flach und in langen Stößen aus ihrem Mund, und ihr Körper resignierte den Flüssigkeitsverlust durch immer schlimmer werdendes Schwindelgefühl.
Bald verlor das junge Mädchen ihren letzten Funken Orientierung und kroch unbeholfen wie ein kleines Kind durch den von der Sonne erbarmungslos angestrahlten und aufgeheizten gelben Wüstensand.
Ab und zu strich ein Muka an ihr vorbei und beschimpfte sie mit lauten, ohrenbetäubenden Schallwellen, doch Nostra reagierte schon gar nicht mehr auf das Kaktusähnliche Monster, welches mit langen und spitzen Stacheln besetzt war.
Sie war vielmehr damit beschäftigt, ihren letzten Funken geistiger Anwesenheit dazu zu gebrauchen, ihre schweren Handschuhe in den Gelben Wüstenboden zu graben und sich immer weiter vorwärts zu ziehen. Irgendwann musste sie doch endlich das Payonische Hochgebirge im Osten erreichen….doch wo war Osten?!...wo lag Payon?
Ein letztes Mal hob sie ihren Kopf, getränkt und verklebt von Schweiß um zur Sonne zu blicken. Dann plötzlich, als würde ihr eine unglaubliche Last abgenommen, glitt auch der letzte Funken Kraft aus ihrem Körper und ihr Kopf sackte zu Boden, wurde vom alles austrocknenden Sand bedeckt…
Geweckt wurde Nostraventjo durch das Zwitschern eines Pickys. Ohne die Augen zu öffnen setzte ihr Denken wieder ein, zuletzt von dem Punkt aus, an dem sie ohnmächtig geworden war. „Ein Picky in der Wüste…? Ich muss ganz nah an Payon sein….!“
Sie wollte ihren Am heben, doch ihr Körper hatte immer noch keine Kraft aufgebaut, und so viel er schlapp zu Boden. Nicht jedoch in Wüstensand wie sie es erwartet hatte… nein, sie spürte weiches Gras ihren freien Unterarm berühren…Nun registrierte sie erst, das sie auf dem Rücken lag, und ihr Gesicht frei von Sand nach oben blickte.
Langsam, ganz langsam hob sie ihre Augenlieder…und blickte auf wunderschöne Kirschblüten. Sie musste genau über einem Kirschbaum liegen, der ihr Schatten spendete und ihre Augen vor schmerzhaften Strahlen schützte.
Doch Kirschbäume in diesem Stadium wuschen normalerweise nur in Payon… Wer jedoch hatte sie nach Payon gebracht? Wie war sie dort hin gelangt?
Voller Neugier aber auch etwas panisch drehte sie ihren Kopf nach links, und sah in ein vertrautes Gesicht. Von Ebenholzschwarzen Haarsträhnen umrandet und mit einem hölzernen Sakkat vor der Sonne geschützt schaute ihr Mazus mit einem leichten Lächeln entgegen.
Überwältigt von einem plötzliche Gefühl der Geborgenheit lies Nostra sich ein zweites Mal fallen, diesmal gewollt und absichtlich, und sank erneut in einen tiefen Schlaf, einer Ohnmacht gleichend und Krafts spendend.
Stimmen drangen an ihr Ohr und in der Ferne zirpten ein paar Grillen. Diesmal dauerte es nicht lange, bis Nostra die Augenlieder aufschlug. Immer noch saß Mazus an ihrer Seite, unverändert ihre Lage unter dem Kirschbaum. Etwas weiter den Weg entlang, konnte sie einige Reisende erkennen, die ihr Lager um das Cave aufschlugen, um in der verteufelten Höhle zu trainieren. Auch einige Verkäufer standen um die kleineren Gruppen herum, und boten in der Dämmerung ihre Waren an.
Als das Mädchen sich aufrichtete, bemerkte sie, dass ihr Kopf die ganze Zeit in Mazus’ Schoß gelegen hatte. Sein beigefarbener Mantel hatte sich durch ihren Oberkörper zu einer Kuhle geformt, spendete Wärme und einen Teil von Mazus’ Energie.
Sie setzte sich hin und stützte sich mit ihren Armen im weichen Gras ab, denn nach so langer Zeit des Liegens musste sich ihr Blut erstmal wieder ordentlich verteilen. Ihr wurde schwindlig.
Schnell zog Mazus, der die Szene bis dahin ruhig und gelassen verfolgt hatte, ein kleines Fläschchen aus seinem Mantel, entfernte den Deckel und hielt ihr die Öffnung an ihre Lippen. „Trink das, sonst kippst du wieder um!“ befahl er mit einem scharfen Ton, dessen Nachgeschmack mit etwas Sorge vermischt zu sein schien.
Brav schluckte Nostra die bittere Flüssigkeit hinunter, und nach ein paar Sekunden merkte sie, dass das Bild vor ihren Augen wieder klarer zu werden schien. Ihre Kehle und ihre Lippen waren nicht vertrocknet gewesen, so wie sie es vorher erwartet hatte, sie musste also mit genügend Flüssigkeit versorgt worden sein. Zudem war ihr Gesicht gewaschen, und ihre Haare ordentlich zusammengebunden worden. Die scheren Schuhe und Handschuhe hatte Mazus ihr ebenfalls ausgezogen.
Sie drehte ihren Kopf nun wieder in seine Richtung und betrachtete diesen geheimnisvollen Menschen eine Weile.
Er saß immer noch auf den Knien unter dem Kirschbaum, dem Sakkat auf dem Kopf, zwei schwarze Haarsträhnen seitlich links und rechts das Gesicht umrandend nach unten fallend, den Rest der Haare mit einem Zopf nach hinten gebunden, und gehüllt in einen beigefarbenen Mantel der ihm bis zu den Stiefeln reichte, wie ihn nur angesehene Heiler oder Priester tragen durften.
Die Augen hielt er geschlossen, die Hände vor sich zusammengefaltet, sodass man sie durch die weitem Trompetenärmel nicht sehen konnte. Nostra hatte ihn schon öfters so sitzen sehen, und fragte sich bis heute, was er denn machte, wenn er so dasaß und den Rest der Welt nicht mehr zu beachten schien.
Dann plötzlich öffnete er seine katzenförmigen Augen und starrte sie mit seinen schwarzen, ausdrucksstarken Augen an. Nostra durchfuhr ein kurzer Schreckensmoment, doch sie hielt seinem Blick stand. Mazus schien für sie ein Geheimnis zu sein, ein Mensch des Schweigens, der Gefühle nur aus Märchen zu kennen schien.
„Du hattest Glück das ich auf dem Weg nach Prontera war, sonst wärst du dort draußen gestorben.“ Sagte er mit einer kalten Stimme. „Wie lange habe ich geschlafen?“ fragte sie mit einer leisen, zittrigen Stimme. Mazus schloss seine Augen wieder, lehnte sich mit dem Rücken an den Kirschbaumstamm und zog seinen Sakkat tiefer ins Gesicht.
“Du hast 17 Stunden geschlafen, seit du das letzte Mal aufgewacht bist. Ich habe dich gewaschen und dir jede Stunde ein wenig Wasser zugeführt.“ Nostra stand auf und streckte sich. Rechts von sich konnte sie die kleinen Laternen Payons leuchten sehen, über sich den sternenklaren Himmel.
Hin und wieder kam ein Einwohner oder ein Wanderer an Ihnen vorbei, um den Cave zu besuchen oder um ihn zu verlassen.
“Ich hab Hunger…“ Nostra trat zu ihrem Rucksack, der neben Mazus am Kirschbaum lehnte.
Neben ihrem Lunatic-Ei, fand sie dort ihre Schuhe und Handschuhe, einen Apfel, eine Karotte und eine Flasche Milch.
“In meiner Tasche befindet sich noch etwas gebratenes Fleisch, das kannst du essen. Du brauchst jetzt eher so etwas um deine Körper zu stärken.“ Er löste sich aus seiner „Gebets-Stellung“ und hielt Nostra seinen Rucksack hin, der auf der anderen Seite des Baumes platziert war.
Sie nahm ihn zögernd entgegen, lies ihn jedoch ungeöffnet. Mazus beobachtete sie kurz, schloss dann jedoch wieder die Augen und lehnte sich erneut an den Baum.
“Morgen früh trennen sich unsere Wege. Ich muss nach Geffen und du hast sicher auch noch etwas zutun.“
Nostra schwieg. Nach einigen Minuten setzte sie sich mit etwas Abstand neben Mazus auf das weiche Gras und öffnete seinen Rucksack. Der Duft von Blue Herbs, blauen Pflanzen mit einer magischen Wirkung, trat ihr entgegen, darunter eine Folie, in die das noch warme Hühnerbein eingepackt war. Sie nahm es heraus, löste es aus der Folie und begann zu essen.
Das Fleisch war weich und leicht gewürzt, mit jedem Bissen merkte sie, die neue Kraft ihren Körper erfüllte. Danach lehnte auch sie sich an einen Baum und versuchte zu schlafen, doch Payon war für seine kühlen Nächte bekannt, und so fror Nostraventjo und wachte dadurch jedes Mal, das sie fast eingeschlafen war, erneut auf.
Mazus bemerkte dies, und bald bot sich ein, für Nostra unverständliches Szenario.
Mazus rückte zu ihr hinüber und öffnete seinen Mantel um seinen Arm um sie zu legen und sie mit der einen Hälfte zuzudecken. Zuerst zurückhaltend und etwas ängstlich, verwirrt von dieser spontanen Reaktion eines eigentlich gefühlstoten Menschen, wich sie etwas zurück, doch sein bestimmter Blick brachte sie dazu, sich schließlich in seinen Arm zu kuscheln.
Sie spürte seine Wärme, lehnte mit ihrem Kopf an seiner Brust und konnte sein Herz hören… Er roch gut, nach Wald und Leben, nach Kraft, stolz und Innerer Stärke. Unter dem Mantel trug er ein schwarzes Hemd aus geschlagener Jute, einen braunen Gürtel mit einer wundervoll verzierten Schnalle und eine sehr dunkel eingefärbte Lederhose. All die Sachen waren sonst nie an ihm zu erkennen…
Das klopfen seines Herzens machte sie innerlich unruhig. Die Erkenntnis jedoch, das sie noch nie zuvor einem Mann so nahe gewesen war, lies sie innerlich schier verrückt werden.
Auf ungewöhnliche Weise fühlte sie sich von diesem Menschen angezogen, der doch eigentlich nichts von sich preisgab, außer Hochmut, Stolz und Unnahbarkeit.
Doch da war irgendetwas, das ihr sagte, das Mazus nicht nur diese Negativen Seiten besaß, das er nicht „böse“ und „eingebildet“ war, so wie Zomby und Streiker ihn immer beschrieben.
Vielleicht kam sie durch ihre Rettung zu dieser Erkenntnis, oder aber auch dadurch, dass sie sein Herz schlagen hören konnte…
Unbewusst drückte sie sich immer weiter an seinen warmen Körper, der auch den Ihren unglaublich kribbeln lies. Plötzlich erstarrte sie. Ein kalter Schauer fuhr quer über ihren Rücken durch den ganzen Körper, und lies ihren Atem stocken. Den rechten Arm, den Mazus um sie gelegt hatte, hatte er um ihren Arm geschlungen um sie vollständig mit seinem Mantel einzubetten.
Seine Finger berührten nun ihren nackten Arm, und strichen langsam auf und ab.
Irrte sie sich oder…streichelte er sie?!
So zart und gefühlvoll, kaum spürbar glitten seine warmen Finger immer wieder ihre Haut auf und ab.
Nostra konnte nicht anders. Sie begann zu zittern, und schlagartig, als würde er sich ertappt fühlen, hörte Mazus mit diesen Bewegungen auf.
Nun begann auch er schwerer zu Atmen. Sein sonst so ruhiger und regelmäßiger Atem verlangsamte sich, und stockte im Wechsel. Sein Herz, das sie immer noch hören konnte, begann schneller zu werden.
Sie öffnete die Augen und versuchte zu ihm hoch zu schauen, doch in der Dunkelheit sah sie nur seinen Mund, der etwas geöffnet war, und seine Nase. Seine Augen waren vom Schatten des Sakkat bedeckt.
Mazus schaute immer noch starr gerade aus, schien nicht zu bemerken wie die Augen der neugierigen Kriegerin auf seinem Gesicht zu kleben schienen. Dann, ganz langsam und stockend, neigte er sein Gesicht nach unten, und drehte es ihn ihre Richtung.
Nun konnte sie seine Augen blitzen sehen. Schwarz wie die einer Krähe, und doch leuchtend wie Diamanten.
Einige Zeit schauten sie sich in die Augen, jeder, ohne ein Wort zu sagen, ohne einen Atemzug zu tun.
Ihre Gesichter kamen sich näher und näher… Nostra spürte wie Mazus sie nun deutlich an sich presste. Der Gedanke sich zu wehren, der Gedanke was im nächsten Moment passieren könnte, was passieren würde, was passieren dürfe oder nicht, blieb vollkommen aus. Eine Leere machte sich in ihrem Kopf breit, wie sie sie zuvor niemals gespürt oder gekannt hatte.
Ihre Gesichter waren sich nun so nah, dass sie seinen Atem deutlich auf ihrem Gesicht spüren konnte. Er atmete kaum noch, doch er zitterte umso mehr. Auch Nostra konnte ihr Zittern nicht ignorieren. Überall auf ihrem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus, kombiniert mit einem neuen, aufregenden Gefühl der Wärme.
Mazus schloss seine Augen und zog sie nun ganz zu sich. Seine Lippen schmeckten kühl und weich, seine Hand streichelte nun eindeutig ihren rechten Arm. Dann öffnete er langsam seinen Mund, nur ein kleines Stück, und begann, ihre heißen Lippen mit den seinen zu massieren.
Dies war ihr erster Kuss, und doch wusste sie sofort, was sie tun sollte. Etwas zurückhaltend und doch bestimmt, erwiderte sie seinen zärtlichen und gefühlvollen Kuss, der sehr lange zu dauern schien. Sie vergaß die Welt um sich rum, sie vergaß die Leute, die ihnen vielleicht zuschauen mochten, den Wind der versuchte sie mit peitschenden Hieben theatralisch voneinander weg zu reißen…
Seine Lippen strahlten soviel Wärme und Kraft aus, sein Kuss jedoch war so gefühlvoll, wie es ein Kuss nur sein konnte. Nun wusste Nostraventjo, das Mazus auch eine andere Seite besaß. Ob er von sich selbst wusste, das er so eine Seite hatte? Ob sein Kuss wirklich ehrlich war? Oder er sich nach so langer Zeit einfach zu einsam fühlte, um der Gelegenheit zu widerstehen, die sich ihm Nachts in Payon mit einer geschwächten Kriegerin ergab, die er gerettet hatte?
Irgendwann schlief sie ein. Das warme Gefühl in ihr hielt an, für sehr lange Zeit. Ihr Herz wollte sich nicht beruhigen, nur ihr Atem regelte sich, als sie schon zufrieden dahin schlummerte. Ihren Kopf auf seinen Schultern, seinen Rechten Arm eng um sie geschlungen, und mit seiner linken Hand ihre Rechte Wange streichelnd, schaute Mazus erneut zu den Sternen, verwirrt und doch erleichtert, jedoch auch geängstigt von den neuen, fremden Gefühlen die sich ihm vor einigen Minuten offenbart hatten.
Ob sie wusste, dass es sein erster Kuss gewesen war...?
Morgen früh würde er fort sein. Er hoffte, dass sie ihn dafür nicht hassen würde. Doch er musste nach Geffen und konnte sie nicht mitnehmen. Nicht umsonst wechselte er ständig seinen Platz.
Einen Menschen wie dieses Mädchen, wie diesen Engel, der in ihm solche mächtigen Gefühle wecken konnte, wollte und durfte er nicht durch seine Angelegenheiten in Gefahr bringen.
So schmerzlich die Trennung für ihn auch sein mochte.
(c) Jessy 2005