...mit älter werdenden Ehefrauen nachsichtiger zu sein
Es ist unerhört wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass Frauen mit zunehmenden Alter etwas nachlässiger mit ihren hausfraulichen Pflichten umgehen. Bitte regen Sie sich nicht auf und werden Sie auch nicht unnötig laut, wenn sie eine Minderung der hausfraulichen Qualitäten bemerken. Ruhe ist auch hier erste Bürgerpflicht und die weitaus bessere Lösung. Ich will mal erzählen, wie ich diese Situation meistere.
Als ich vor einem Jahr meinen Job an den Nagel gehängt habe und mich für die Frühpensionierung entschied, musste Corry wegen der Arbeitgeberzulagen zur Krankenversicherung und wegen der Kohle wieder einen Fulltimejob annehmen.
Als wir uns vor 21 Jahren kennen lernten, war sie ja bei Phillip Morris im Marketing und jetzt hat sie auch sofort bei irgendeinem Kaufhaus in der Mall einen neuen Job gekriegt. Kurz nachdem sie wieder zu arbeiten anfing, habe ich bemerkt, dass sie älter geworden ist.
Normalerweise komme ich zur gleichen Zeit vom Angeln oder Golfen, wenn sie von der Arbeit kommt. Obwohl sie weiß, wie hungrig ich dann bin, sagt sie immer öfter, dass sie erst eine halbe Stunde abspannen muss, bevor sie mit dem Abendessen anfängt. Ich muss mich dann schon ganz schön zusammennehmen, um sie nicht anzubrüllen. An Stelle dessen sage ich, sie soll sich ruhig Zeit lassen. Ich weiß, dass sie nicht mehr die Jüngste ist und darum sage ich ihr, dass sie mich wecken soll, wenn das Essen auf dem Tisch steht.
Früher hat sie immer gleich, wenn wir mit dem Essen fertig waren, die Teller gespült. Jetzt bleibt das schmutzige Geschirr manchmal ein paar Stunden nach dem Essen noch auf dem Esstisch stehen. Ich tue, was ich kann und erinnere sie ein paar Mal daran, dass sich die Teller nicht von selbst abwaschen. Ich weiß, dass ihr das hilft, weil sie dann noch aufräumt, bevor sie ins Bett geht.
Unsere Waschmaschine und der Trockner sind im Keller. Als Corry noch jünger war, konnte sie den ganzen Tag unermüdlich rauf und runter laufen. Jetzt, wo sie älter ist, wird sie viel schneller müde. Manchmal sagt sie sogar, dass sie nicht noch mal die Treppe runter und rauf steigen will. Ich mache da keine Geschichte daraus. So lange sie die Wäsche am nächsten Tag fertig hat, schaue ich großzügig darüber hinweg. Das ist schon in Ordnung, denn so lange ich für mein Rotary Meeting am Montag oder für meine Doppelkopfrunde am Mittwoch und Samstag oder meine Kegelrunde am Dienstag und Donnerstag was zum Anziehen habe, erlaube ich ihr auch, die Bügelwäsche am Abend darauf zu machen. Damit gewinnt sie auch etwas Zeit für den anderen Schmarrn wie die Katze zu bürsten, Staub zu saugen oder den Boden zu wischen.
Seit kurzem fängt Corry an, manchmal zu mosern. Das kommt nicht allzu oft vor, aber oft genug, dass es mir auffällt. Zum Beispiel sagt sie, dass sie ein Zeitproblem habe, in ihrer Mittagspause die Rechnungen zu bezahlen. Trotz ihrer Meckerei unterstütze ich sie aber, indem ich ihr sage, dass sie die Bezahlerei auch auf mehrere Mittagspausen verteilen kann, dann muss sie nicht so hetzen. Außerdem erinnere ich sie dann, dass es nicht so schlimm wäre, wenn das Mittagessen hie und da auch mal komplett ausfallen müsste. Sie verstehen schon, was ich meine...
Bei ganz einfachen Arbeiten meint sie jetzt auch, öfters mal eine Pause einlegen zu müssen. Vor ein paar Wochen zum Beispiel musste sie plötzlich verschnaufen, obwohl sie den Rasen erst halb gemäht hatte. Ich toleriere das, weil ich weiß, dass sie nicht jünger wird.
Auch wenn sie die neue Weinlieferung in den Keller sortiert, muss ich ihr immer öfters sagen, wo die Flaschen hingehören. Oder wenn sie meine Golfschläger putzt oder mein Auto wäscht, stelle ich in zunehmenden Maße fest, dass ich sie noch mal hinterher putzen lassen muss. Ich sage ihr dann nur, dass sie mal wieder zum Augenarzt gehen soll, weil die Augen ja mit zunehmenden Alter nicht besser werden.
Ich bin mir schon bewusst, dass ich eigentlich einen Heiligenschein verdient hätte, so wie ich Corry von Tag zu Tag unterstütze. Ich weiß auch, dass es nicht leicht ist, so viel Geduld aufzubringen. Für viele Männer mag das sogar ausgesprochen schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein. Keiner weiß besser wie ich, wie frustriert die Mädels werden, wenn sie älter werden. Diese Zeilen sollen auch nur eine Anregung sein, dass Sie sich wenigstens einen Ruck geben. Ich bin mir bewusst, dass meine beispielhafte Toleranz für viele Männer unerreichbar scheint. Aber wenn dieser Artikel nur bewirkt, dass sie ihre Alte weniger oft anschreien, war es der Mühe schon wert.
(Anmerkung: Dieser Artikel wurde neben der Leiche des Autors gefunden)
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