War da gestern drin und muss sagen... boah!
Ein verdammt geiler Film!
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Kritik: Die Comic-Verfilmungen der vergangenen Jahre haben vieles gemeinsam. Sie sind bunt, knallig und im Grunde vollkommen belanglos. Im besten Fall kommt ein starkes Stück Popcorn-Kino mit glänzend aufgelegten Darstellern wie Sam Raimis „Spider-Man 2“ heraus. Ob diese Filme allerdings irgendeinen dauerhaften Wert mit sich bringen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Über auf Zelluloid gebannte Peinlichkeiten wie „Catwoman“ muss ohnehin nicht weiter diskutiert werden. Mit Robert Rodriguez’ „Sin City“ kommt nun allerdings eine Comic-Verfilmung in die Kinos, die nicht das Geringste mit dem ansonsten vorherrschenden monotonen Einerlei zu tun hat. „Sin City“ ist düster, dreckig, brutal und stilistisch wegweisend!In „Sin City“ wird dem Zuschauer keine klare Geschichte im eigentlichen Sinn vorgesetzt. Die Handlung unterteilt sich in mindestens drei verschiedene Episoden, die obendrein noch durcheinander gewürfelt werden. Los geht es mit Hartigan (Bruce Willis), einem Polizisten der alten Schule, für den Moral und Anstand noch keine Fremdwörter sind. Einen Tag vor seiner Pensionierung entführt der durchgeknallte Kinderschänder und Mörder Roark jr. (Nick Stahl) die elfjährige Nancy (Makenzie Vega, später: Jessica Alba). Hartigan stellt den Peiniger des kleinen Mädchens und schießt ihn nieder. Dumm nur, dass sein Partner Bob (Michael Madsen) korrupt und Roark jr. der Sohn des örtlichen Senators (Powers Boothe) ist...
Dann wird diese Episode jäh unterbrochen. Weiter geht es mit Marv (Mickey Rourke), einem Bär von einem Mann. Seine pure Anwesenheit in einem Raum lässt die stärksten Männer vor Angst erstarren. Seine Hände sind todbringende Waffen. Viele Freunde hat dieser moderne Gladiator nicht. Nur die attraktive Goldie (Jamie King) lässt sich mit ihm ein. Wie er zu diesem Glück kommt, ist ihm selbst nicht klar. Doch Marvs Liaison mit Goldie ist nur von kurzer Dauer. Nach einer heißen Liebesnacht wacht er auf. Neben ihm der leblose Körper von Goldie. Sie wurde ermordet! Schnell ist klar, dass Goldie bei ihm Schutz suchte. Aber vor wem? Er schwört Rache! Seine Nachforschungen führen ihn zur verlassenen Farm von Kevin (Elijah Wood), wo er eine grausige Entdeckung macht… (<--- die wohl geilste und lustigste Episdode im Film )
In der dritten Episode steht Dwight (Clive Owen) im Mittelpunkt des Geschehens. Wenn es in „Sin City“ überhaupt so etwas wie einen Gentleman gibt, dann ist er es. Die Kellnerin Shellie (Brittany Murphy) wird von Jack (Benicio Del Toro) und seiner Gang bedroht. Für Dwight ist klar, dass er eingreifen muss. Er verpasst Jack eine deftige Abreibung. Aber damit beginnen die Probleme erst. Jack ist so erbost, dass er direkt nach Old Town – das Rotlichtviertel von „Sin City“ – fährt. Als er dort gegen die junge Prostituierte Becky (Alexis Bledel) handgreiflich wird, ist sein Leben verwirkt. Die Frauen von Old Town sind bekannt dafür, dass sie sich so etwas nicht gefallen lassen. Allen voran deren Anführerin Gail (Rosario Dawson) und die Schwert schwingende Rache-Göttin Miho (Devon Aoki). Doch das war ein Fehler. Jack war ein Cop! Dwight sieht nur eine Möglichkeit: Wenn er die Frauen von Old Town vor der Rache der Gesetzeshüter retten möchte, muss er die Leiche verschwinden lassen… Danach geht es noch einmal zurück zur Hartigan-Episode. Gemeinsam haben die einzelnen Abschnitte von „Sin City“ nur eines: Kadie’s Bar in Old Town. Hierhin verschlägt es jeden der verschiedenen Protagonisten mindestens einmal. Auch The Man (Josh Hartnett) sollte noch erwähnt werden. Mit zwei Mini-Auftritten am Anfang und am Ende von „Sin City“ sorgt er für eine gewisse Konstante.
Im Grunde ist Robert Rodriguez ein zweitklassiger Regisseur. Einige seiner Filme wie „El Mariachi“ oder „From Dusk Till Dawn“ haben zwar Kult-Status erreicht, aber dazwischen findet sich auch viel Ausschussware wie „Faculty“ oder „Spy Kids“. Rodriguez' Formkurve zeigte zuletzt jedenfalls deutlich abwärts. Hand aufs Herz: Wer braucht schon ein „Spy Kids 2“ oder „Mission 3-D“? Hätte Rodriguez nicht einen guten Freund namens Quentin Tarantino, wäre er vielleicht mittlerweile sogar in Vergessenheit geraten. Wer weiß? Mit „Sin City“ darf der Texaner aus San Antonio nun aber seine große Auferstehung feiern. Dass er sich überhaupt an Frank Millers brutales Underground-Epos herangewagt hat, kann nur einer gesunden Mischung aus Selbstbewusstsein und Größenwahnsinn zugeschrieben werden. Inhaltlich bedient sich Rodriguez in seinem Film der drei Comic-Bände „The Hard Goodbye“, „The Big Fat Kill“ und „That Yellow Bastard“. Der besondere Clou: Rodriguez versucht sich nicht an einer möglichst werkgetreuen Interpretation, sondern er filmt die Vorlage nahezu Bild für Bild nach.
Ein weiteres Tribut an Frank Millers Vorlage ist das extreme Spiel mit den Farben, das „Sin City“ zu einer kleinen stilistischen Revolution macht. Der Film ist überwiegend in schwarz-weiß gehalten. Allerdings mischen sich immer wieder diese extremen Farben ins Bild. Die blonden Haare von Goldie. Die blauen Augen von Clive Owen und Alexis Bledel. Die gelbe Haut des Yellow Bastard. Das rote Blut. Viel rotes Blut… Das Ergebnis ist beeindruckend. „Sin City“ entfaltet trotz (oder gerade wegen) des zur Schau getragenen Minimalismus eine nie da gewesene optische Wucht. Eigentlich gibt es auf der Leinwand recht wenig zu entdecken, aber trotzdem kann man sich nicht satt sehen. „Sin City“ kann man nicht beschreiben. „Sin City“ muss man erlebt haben!
Dieser Originalität ist es zu verdanken, dass Robert Rodriguez trotz des vergleichsweise bescheidenen Budgets von nur 45 Millionen Dollar diverse Stars und Sternchen für sein Projekt begeistern konnte. Viele spielen für einen Bruchteil ihrer üblichen Gagen und begnügen sich mit vergleichsweise kleinen Rollen. Im Mittelpunkt stehen dabei einige wenige. Mickey Rourke beispielsweise. Aktuell ist er dank diverser missglückter Schönheits-Operationen eine der großen Witzfiguren Hollywoods. Als entstellter Hüne Marv ist er eine Karikatur seiner selbst und beweist zur Abwechslung einmal wieder, dass abseits der diversen Skandale ein hochtalentierter Darsteller (grandios: sein selbstzerstörerischer Cop in Michael Ciminos „Im Jahr des Drachen“) in ihm steckt: Leider kommt dieser viel zu selten zum Vorschein. Seine Präsenz in „Sin City“ ist beeindruckend und kaum zu toppen. Solange er sein Ziel erreicht, ist seinem Marv alles vollkommen egal. Das führt fast zwangsläufig zu einem tragischen Ende. Clive Owen untermauert nach „Hautnah“, dass er ein viel zu lange verkannter Darsteller ist. Bruce Willis spielt erneut sich selbst (und tut das gut). Jeder Darsteller ist ein Teil des großen Puzzles „Sin City“. Ein Rad greift ins andere. Von den weiblichen Darstellern wird enormer Körpereinsatz und viel nackte Haut gefordert. Ob nun Jessica Alba, Rosario Dawson, Carla Gugino und wie sie alle heißen. Denn „Sin City“ ist ein Sündenpfuhl. Gleichermaßen frivol wie lüstern!
Was viele Zuschauer abschrecken wird, ist die ungeheure Brutalität. „Sin City“ ist eine Ballade der Gewalt, geschrieben aus Blut. In der Marv-Episode ist das Keller-Verlies eines Frauenmörders wie Jagd-Trophäen mit den Köpfen der geschändeten Frauen geschmückt. Die Opfer wurden bei lebendigem Leib Stück für Stück verspeist! Wenn dem Zuschauer einmal etwas nicht gezeigt wird, dann wird dies zumindest immer zynisch kommentiert (Clive Owen: „She doesn't quite chop his head off. She makes a Pez dispenser out of him.“). Während Tarantinos „Kill Bill Vol. 1“ der unmoralische Faustschlag ins Gesicht des Mainstream-Kinos war, ist „Sin City“ der dazu gehörige Tritt in die Eier. Wo wir gerade bei Tarantino sind: Dieser hat bei einer kurzen Szene selbst Regie geführt (die Szene mit Clive Owen und Benicio Del Toro im Auto). Bereits jetzt steht fest, dass „Sin City“ zwei Fortsetzungen erhalten wird. Teil 2 und 3 sollen am Stück gedreht werden und im Jahr 2007 erscheinen. Manche werden dies schon heute verfluchen, andere können es kaum erwarten. Entscheidet selbst, zu welcher Gruppe ihr gehört. Ein klarer Fall von hate it or love it.