Der taiwanische Smartphone-Hersteller HTC erklärt, warum es bei Android-basierten Smartphones so lange dauert, bis ein Betriebssystem-Update beim Endkunden ankommt. Kurz gesagt: Weil quasi jeder in der Nahrungskette sein OK geben muss.
Google zuerst
Nicht weniger als 12 einfache Schritte muss ein Android-Update durchlaufen, um beim Endkunden zu landen – wenn es überhaupt soweit kommt. Der erste Schritt besteht darin, dass Google das Betriebssystem aktualisiert. Google erklärt währenddessen den Netzbetreibern, welche Funktionen im kommenden Android-Release enthalten sein werden. Weiter geht es mit dem Platform Development Kit, kurz PDK, das den Hersteller-Partnern zur Verfügung gestellt wird. Es dient dazu, Hardware zu designen, auf denen das neue Betriebssystem laufen soll.
PDK != Quellcode
Das bedeutet aber noch nicht, dass Google in dem Moment schon den Quellcode freigibt, damit beispielsweise die Community neue Updates herausbringen kann. Dies geschieht erst, nachdem Google das Update öffentlich angekündigt hat und nachdem Handy- und Chip-Hersteller das Update getestet und für gut befunden haben. Beide Partner müssen zustimmen, die neue Version fortan anbieten zu wollen. Das ist der Punkt, an dem Chip-Hersteller neue Treiber entwickeln müssen und vorhandene optimieren sollten. Hier entscheidet sich, welche Chips unterstützt werden. Mit anderen Worten: Ein Smartphone mit nicht unterstützter Hardware wird das Update nicht bekommen – egal, ob es technisch möglich wäre. Außerdem symbolisiert dieser Punkt das Ende des gemeinsamen Update-Pfades zwischen Chip- und Smartphone-Hersteller sowie Netzbetreiber.
Update in eigene Android-Code-Basis einarbeiten
Wenn die Treiber und die Liste der überhaupt möglichen Geräte geklärt sind, ist es an den Smartphone-Herstellern, das Update in ihre Implementierung von Android einzupflegen. Falls man HTC zu Gute halten möchte, dass nur die grafische Oberfläche geändert wurde, bedeutet das, dass nur HTC Sense eingebaut wird. Anschließend kommt der Auftritt der Netzbetreiber, die beispielsweise bestimmte Apps oder Dienste in der Firmware integriert sehen möchten; ein Schritt, der bei den Nexus-Geräten entfällt.
Testen, testen, testen…
Wenn die Prozedur bis hierher abgeschlossen ist, muss das Resultat getestet werden. Man kann sagen, dass jeder mitmachen darf: Der Smartphone-Hersteller, die Netzbetreiber, die Regulierungsbehörden und noch einmal Google selbst. Jeder von ihnen hat ein Veto-Recht, kann also verlangen, dass eine bestimmte Änderung durchgesetzt wird, wobei Google die stärkste Stimme hat.
10-Megapixel-Infografik
Der Aufhänger dieser Auflistung für HTC ist, die Kunden über den Verbleib von Android 4.4 KitKat aufzuklären. Aktuell gibt es das neuste Roboter-Betriebssystem nur für das SIM-Lock freie HTC One, dessen Entwickler-Version und die Google-Ausgabe. Das Update für andere Netzbetreiber steckt noch in einem der zwölf Schritte fest. Wie der aktuelle Stand auf dem US-Markt ist und noch interessanter, welche Phasen ein Android-Update überhaupt durchlaufen muss, hat HTC auf der Software-Update-Webseite in einer Infografik zusammengefasst (engl.). Aufgrund der vielen Schritte und Verzweigungen fällt diese naturgemäß etwas größer aus.
Kurzer Dienstweg bei iOS und Windows Phone
Apple und Microsoft sind bezüglich ihres Entwicklungsprozesses eher in sich gekehrt. Die Updates werden in den jeweiligen Firmenzentralen entwickelt und getestet und müssen nicht auf unübersichtliche Mengen von Geräten angepasst werden. Bei Apple sind es nur die noch unterstützten iPhones, bei Microsoft sind es die lizenzierten Modelle. Da sich die beiden Entwickler selbst an die Anpassung an Hardware machen und Netzbetreiber nicht mit Veto-Recht mitreden lassen, können Updates relativ schnell an die Benutzer weitergegeben werden.
Quelle:
xHaloFloatingWindow