Facebook ruft seine User zur Abstimmung auf. Eine Woche haben die Anwender Zeit, über die neuen Nutzungsbedingungen des sozialen Netzwerks zu entscheiden. Wenn genügend Mitglieder dem Aufruf folgen, will sich der Konzern ihrem Willen beugen - doch dafür müssten Hunderte Millionen abstimmen.
Fast eine Milliarde Nutzer sind von Facebook zur Abstimmung aufgerufen worden. Mit ihrer Stimme sollen die Anwender des sozialen Netzwerks über Änderungen an Facebooks Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien entscheiden. Bis zum 8. Juni werden auf einer dafür eingerichteten Facebook-Seite Stimmen gesammelt.
Die in dieser Fassung seit Mai veröffentlichte Erklärung der Rechte und Pflichten sowie der Datenverwendungsrichtlinien enthält unter anderem neue Abschnitte, in denen Facebook erklärt, wie es die Informationen seiner Nutzer verarbeitet. Außerdem spiegeln sich darin Änderungen im Dienst wider, wie etwa die Einführung der Chronik. Die neuen Richtlinien eröffnen Facebook zudem die Möglichkeit, den Nutzern außerhalb der Facebook-Umgebung Werbung einzuspielen und damit Nutzen aus dem Wissen um deren Vorlieben und Hobbys zu ziehen.
Die erste Ankündigungder Änderungen im März war mehr als 36.000 Mal kommentiert worden. Etliche Nutzer störten sich daran, dass Änderungen der "Rechte und Pflichten" nur auf der "Governance"-Seite bekanntgegeben werden. Auch von dem seit Freitag laufenden Abstimmungsverfahren haben nur die wenigsten Facebook-Anwender direkt erfahren. Statt allen Mitgliedern eine Benachrichtigung zukommen zu lassen wurde die Ankündigung der Abstimmung nur auf der Seite Facebook Site Governance veröffentlicht. Von den 901 Millionen Facebook-Usern (Stand: März 2012) haben aber nur 2,1 Millionen diese Seite abonniert.
Hunderte Millionen müssen ihre Stimme abgeben
Dabei wäre eine breite Beteiligung an der Abstimmung schon deshalb wichtig, weil der US-Konzern das Ergebnis nur anerkennen will, wenn eine bestimmte kritische Masse erreicht wird. Das Ergebnis der Abstimmung werde als bindend betrachtet, wenn die Beteiligung bei mehr als 30 Prozent liege, erläuterte der zuständige Kommunikationschef bei Facebook, Elliot Schrage. Dafür müssten also mehr als 270 Millionen Facebook-Mitglieder ihr Votum abgeben. Sollte dieses Quorum wie erwartet nicht erreicht werden, betrachtet das soziale Netzwerk das Ergebnis lediglich als "konsultativ".
"Unsere Mechanismen zur Beteiligung können sich ändern, nicht aber unsere Verpflichtung zu Transparenz und Verantwortlichkeit", erklärte Facebooks Vizepräsident Elliot Schrage. "Wir werden Wege finden, die Vorschläge und Sorgen unserer Nutzer dem Management nahe zu bringen."
Die Weitergabe von Nutzerinformationen durch Facebook gab wiederholt Anlass zu Sorgen über die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen. Im Mai erlösten die Betreiber des Netzwerks beim Börsengang des Unternehmens Milliardenbeträge. Der Wert des Unternehmens bemisst sich zum Teil an den Möglichkeiten, durch den Austausch von Nutzerinformationen Geld zu verdienen. Im Jahr 2009 ließ Facebook die Nutzer bereits einmal über die Nutzungsbedingungen abstimmen. Damals zählte Facebook noch rund 200 Millionen Mitglieder.
https://www.facebook.com/fbsitegovernan…130362963766777