Langsam stinkt's mir...

  • Ich bin jung, motiviert und intelligent.
    Das sage ich frei heraus.

    Ich will arbeiten, hab mittlere Reife und eine Berufsausbildung.
    Was heutzutage wirklich garnicht mehr so einfach zu bekommen ist.

    Und trotzdem bin ich seit über 6 Monaten auf der Suche nach nem Job.
    Schreibe Bewerbungen ohne Ende, stelle Kleinanzeigen usw, und es kommt einfach nix.

    Es ist ja nicht so, das ich besonders wählerisch wäre, ich möchte nur eine Festanstellung mit einem kleinen Gehalt, von dem ich Leben kann.

    Ich muss raus aus meinem Elternhaus, da dies nicht barrierefrei ist. Zwar ist die Notwendigkeit eines Umzuges von der Arge annerkannt, aber ne Wohnung find ich trotzdem nicht.

    Jedes mal wird mir von den Sachbearbeitern auf meine Bewerbung gesagt ich würde nicht "ins Team" passen, ohne das sie mich persönlich kennen lernen wollen.

    Ich denke mal, es liegt zum großteil daran, das ich ehrlichweise dazu schreibe, das ich auf einen Rollstuhl angewiesen bin.

    Es kann doch nicht sein, dass wirklich so viele Firmen so verdammt oberflächlich sind?!

    Also außer das ich meinen Frust ablassen will starte ich hier mal einen Aufruf, falls jemand im Schwabenland oder woanders nen Job für ne Bürokauffrau hat, bitte melden :erst:

  • gut dass du das schreibst mit dem rollstuhl,
    wollte nicht unedingt ohne dein wissen was dazu schreiben, aber du gehst ja offen damit um.

    es ist so, dass arbeitgeber mindesten 5% schwerbehinderte (härt sich blöd an, aber so nennt man das halt) beschäftigen muss.
    schwerbehindert ist wer einen gdb von 50% aufwärts hat.

    ich habe ausserdem gelernt, dass betriebe bevor sie einstellen, auf dem arbeitsamt nachfragen müssen ob nicht gleich qualifizierte schwerbehinderte menschen auf dem arbeitsmarkt gerade eine job suchen.
    leider run das die wenigsten.

    hast du es dennoch mal versucht über das arbeitsamt?
    oder probiere es doch mal über betriebsratsbüros.
    indem du in den firman anruftst und die mit den zuständigen schwerbehindertenvertretungen verbinden läßt und dort mal nachfragst?

  • schwabi, ich bin über das alles auch aufgeklärt.
    Das Arbeitsamt kann oder will da nicht viel machen.
    Ich habe in 6 Monaten ca. 6 Schreibe mit möglichen Stellen bekommen, 4 davon dubiose Provisionsarbeiten von ein und derselben Firma, 1ne Stelle konnte ich nicht ausführen wegen Lagerarbeiten und bei der letzten habe ich mich beworben, allerdings ne Absage bekommen.

    Klar, die Firmen müssen 5% einstellen, aber oftmals habe ich das Gefühl, dass sie lieber den Strafsatz zahlen, als wirklich jemand mit Behinderung eine Chance zu geben.

    Die meisten Firmen sind über den Kündigungsschutz falsch aufgeklärt, und denken, wenn sie einmal einen Behinderten beschäftigen, können sie ihn nicht mehr so leicht kündigen.

    Dabei gilt dieser Schutz lediglich, wenn ich aufgrund meiner Behinderung gekündigt werden soll, NICHT aber, wenn andere Gründe vorliegen, wie inkompetenz oder dergleichen.

    Desweiteren werden die Firmen ja finanziell noch unterstützt um die Firma barrierefrei zu gestalten.

    Ich will hier ja wirklich nicht jammern, aber der Staat schmückt sich immer so mit seinen Vorsorgen jedoch merkt man davon herzlich wenig.

    Und ich bin wirklich nicht schlecht, motiviert und kann was.

    Vorallem, da Behinderte meines achtens nach im Beruf oft noch motivierter sind, da es gerade so schwer ist, eine Arbeit zu bekommen.

    Diese Heuchelei stinkt mir einfach.

  • du wohnst doch in der nähe von mir, bzw im landkreis reutlingen.
    vielleicht könnten man da was machen über die verwaltungsstelle reutlingen-tübingen.
    die kennen ja viele betriebsräte die vielleicht wissen wo ein job frei ist.
    auch ein job wo man als rollstuhlfahrer hin kann, denn der betrieb müßte da ja eben dafür ausgelegt sein.
    bei uns zb würde es schwer werden, weil wir keinen aufzug haben.

  • Sorry schwabi, aber genau das sind die "Ausreden" der Firmen, die ich meine.

    "Wir haben keinen Aufzug" "Wir haben keine Behindertentoiletten" "Wir sind nicht barrierefrei"....

    Das sind für mich meines Achtens nur Ausreden.
    Denn: Solche Bauten werden zum größten Teil finanziell übernommen, um eben den Behinderten den Eingang ins Berufsleben zu erleichtern.

    Seien es Toiletten, Aufzüge oder sonstiges.
    Entweder sind die Firmen so unwissend, oder sie nehmen dies wirklich als Ausrede her.

    Das habe ich schon zuoft gehört, ich kenne die Fakten und es ärgert mich einfach.

    Zumal ich finde, das man so oder so mehr auf barrierefreiheit achten sollte.
    Eine Firma, die sich aufbaut, und dabei nicht mal Barrierefreiheit allgemein beachtet schließt von vorn herein aus, das "kranke" Menschen dort arbeiten können.

    Und das finde ich einfach sehr, sehr bescheiden.

  • wenn eine firma neu baut, dann kann man das berücksichtigen,
    aber bei alten gebäuden ist das schwierig, aber da geb ich dir recht.
    die könnten sich das finazieren lassen, aber die wengisten tun das.
    und die kleinen klitschen sowieso nicht.
    da ist ja auch keiner der denen das sagt, entweder gibts keinen oder nen kleinen betriebsrat.
    und wo kein kläger....
    dummerweise gibts nicht mehr so arg grosse firmen ausser daimler und bosch bei uns.

  • Ich wollt hier einfach mal meinen Frust ablassen.
    Denn mir kann keine Firma sagen ich passe nicht ins Team, die mich nicht mal persönlich kennen gelernt hat.

    Diese Oberflächlichkeit ala "wir können unseren Kunden doch nicht zumuten, von einem Behinderten betreut zu werden" die immer mehr durchsticht, find ich grausam.

  • vorallem wenn man bedenkt wer alles behindert ist.
    wenn ich da an den betrieb denk in dem ich arbeite.
    wir haben eine mit prothese, ihr sieht man das direkt an, weil sie natürlich beim laufen nicht so gehen kann wie wir.
    aber den anderen siehst du die behinderung ja nicht an.
    und wenn die das nicht sagen würden wüßte es keiner.

    das ist aber schon diskrimmineirend und das sag ich nur das neue agg.
    die sollte man verklagen.

  • Anfänglich war ich ja wirklich noch optimistisch.
    Aber ich merk immer mehr, wie falsch dieses System noch ist.

    Vorallem diese besonderen Arbeitsbedingungen, die alleine sind schon diskriminierend.

    Man sagt immer, Behinderte sollen integriert werden, normal behandelt werden. Aber durch solche Gesetze macht der Staat es den Leuten teilweise nur schwerer sich einzugliedern.

  • Versuch's doch einfach mal bei den Krankenkassen in Deiner Nähe mit einer "Blind-Bewerbung" :daum: Das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit für Dich :zwin:

  • ist ärgerlich sowas.
    bei uns ist der betrieb zwar barjerefrei, aber ich habe auch noch keine bewerbung gesehen wo sich einer offen als "behindert" bekannt hatte.
    wir sind auch kleiner betrieb.

    außerdem ist dem arbeitgeber zu bedenken (wenn er muss) welchen menschen mit behinderung er einstellt. wenn es eine fehleinstellung ist, hat er ein problemm, wegen k.schutz.

    das ist leider so.

  • ja aber selbst das ist heute kein problem, das versorgungsamt stimmt dem trotzdem zu, wenn der arbeitgeber das begründen kann.
    habe schon pferde kotzen sehen.

  • nur viele wollen sich nicht drum kümmern.
    die geselschaft ist schon mies.
    kann nur zustimmen.

  • Heimlich will ich damit erst garnicht anfangen.
    Aber wie gesagt, der K.Schutz ist garnicht das Problem.
    Behinderte können, wenn ein beständiger Grund besteht genauso leicht gekündigt werden.

  • Wie wär es, wenn Du Dich einfach mal bei einer Bewerbung zum Probearbeiten anbieten würdest, dann kannste denen zeigen, daß Du etwas kannst.

    Ansonsten, wie wäre es, wenn Du es über das Internet versuchst? Indem Du dort etwas verkaufst oder so? Oder Heimarbeit, da kann es dem Arbeitgeber doch auch egal sein, ob Du im Rollstuhl sitzt oder nicht.

    Auf jeden Fall, steck den Kopf nicht in den Sand, wenn Du hartnäckig bist, schaffst Du es!!! :yes:

  • Heimarbeit ist ja gerade das, was ich nicht will.
    Definitiv nicht.

    Einfach aus dem Grund, das ich eh schon den ganzen Tag zuhause hocke und unter Leute kommen will.

    Heimarbeit hat für mich wieder was mit Abschottung zutun, und das will ich einfach nicht.

    Ich möcht hier ja auch nicht Mitleidig jammern. Aber ich wollte einfach mal loswerden das hier anscheinend doch nicht alles so toll läuft, aus eigner Erfahrung.

    Und das mir diese Heucheleien stinken.

    Ich hab damals nicht mal schulische Praktikumsplätze bekommen, und meine Ausbildung habe ich auch nicht in einem Betrieb, sondern einer speziell für Behinderte und schwer Erziehbare Einrichtung gemacht.

    Klar, ich werd weitersuchen. Bleibt mir ja nix übrig. Aber ich wollt mir einfach mal Luft machen.

  • probearbeiten würd ich nicht, da wird man als billige arbeitskraft missbraucht und hinterher kriegt man trotzdem nen tritt in arsch.
    das nützen ja firmen aus.
    aber ich glaube das dürfen die nimmer.

  • Ich fürchte Kyiel, du hast da auch etwas zu hohe Ansprüche...

    Ich sage dir frei heruas, dass niemand, der neu in einem Beruf (den er/sie sogar erlernt hat) gleich von dem Geld leben kann.. Ich hätte es in meinem Job anfangs auch nicht gekonnt...

    Such dir erstmal einen - egal wie gut oder schlecht er bezahlt ist - dann sieht die Lage bei den laufenden Bewerbungen ganz anders aus.

    Sieh es mal aus der Sicht der Personalabteilung - die sollen Behinderte anstellen, dann haben sie die Wahl zwischen einem jungen, noch nie berufstätigen, der zudem auch noch optimistische Gehaltswünsche hat, oder einem, der sich schon bewährt hat... Welchen würdest du nehmen?

  • Also mal ehrlich, ich denke nicht, das ich zu hohe Ansprüche stelle.
    Meine Gehaltswünsche liegen sogar noch deutlich unter dem, was ich normalerweise in dem Beruf verdienen würde.

    Ich möchte nur nicht zuhause rumsitzen und dort arbeiten, weil ich eh schon genug zuhause abgammle.
    Ich möchte Teil einer Firma/Gemeinschaft sein, und nicht abgekapselt arbeiten. Ich bin eben ein sehr geselliger Mensch, brauche Trubel, Rummel und andere Leute um mich herum.

    Die Einsamkeit in der ich Jahre gelebt habe, und die schrecklich für mich gewesen ist, möchte ich nicht noch fortsetzen.


    Des weiteren besteht bei mir ja die Problematik, das ich von Zuhause ausziehen muss. Wie gesagt, ich kann wegen Treppen nicht mal ohne Hilfe aus dem Haus, habe kein Auto, hier gibt es keine Rollstuhlgerechten Busse oder Bahnen.

    Meine Mutter arbeitet mittlerweile Vollzeit, mein Vater hatte nen Schlaganfall.
    Das heisst, ich bin hier sogut wie eingesperrt.

    Ein Beruf ist deswegen einfach notwendig, um hier heraus zu kommen, dabei ist es mir recht egal, was ich arbeite, solange es keine Vermögens-Sachen auf Provision, Telefonsexhotlines etc pp sind.

    Zwar würde meine Wohnung laut dem Amt auch bezahlt werden, da eine Notwendigkeit besteht, aber finde mal im Raum Biberach/Ulm/Stuttgart oder Heidelberg eine rollstuhlgerechte Wohnung, die auch bezahlbar ist.

  • Okay - das ist irgendwie ein Teufelskreislauf... Naja... Da weiß man echt nicht...

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