Das Vorgehen gegen die Musikpiraterie ist unsinnig. So sieht es zumindest der Musikmanager Peter Jenner. Er glaubt nicht, dass es möglich ist, User davon abzuhalten, Musik von Filesharing-Seiten herunterzuladen. Man sollte sie sich eher als Vorbild nehmen und ihre Konzepte nutzen.
Der Kampf der Industrie, besonders der Musikindustrie, gegen Filesharing und illegale Downloads ist medial fast allgegenwärtig. Überall hört und liest man von Razzien gegen Filesharing-Server, Klagen gegen einzelne Musikpiraten oder ganze Musikplattformen, lobbygestützen Gesetzesinitiativen und Abmahnungen in allen legalen und illegalen Formen. Der Kreuzzug der Industrie scheint an allen Fronten mit der größtmöglichen Härte geführt zu werden.
Doch es gibt scheinbar auch Mitglieder der Branche, die den bedingungslosen Kampf gegen die Piraterie kritisch sehen. Einer davon ist niemand anders als der Plattenproduzent und Manager Peter Jenner. Er managte bereits solche Legenden wie Pink Floyd, The Clash, T Rex oder Billy Bragg. Jenner hat in der letzten Zeit den Zustand analysiert und kommt zu interessanten Schlussfolgerungen. "Die Leute am Kopieren von Musik hindern zu wollen, ist ganz klar verschwendete Zeit. Außerdem machen solche Versuche das Gesetz zum Angreifer. Es ist so ähnlich wie bei der Prohibition in den 30er-Jahren in Amerika", so Jenner während des Westminster eForum am Mittwoch. Der Vergleich passt gut, denn während des absoluten Alkoholverbots dürften die Menschen mit ähnlicher Gelassenheit getrunken haben wie sie heute Musik herunterladen. Ein weiteres Problem sieht Jenner in den Beziehungen zwischen den Musikschaffenden und der Öffentlichkeit. Daneben sieht er den Begriff "Konsument" im Kontext des Internets und der digitalen Welt sehr kritisch: "Wir konsumieren Dateien nicht. Es gibt keine Grenze, wie viele Kopien man von einem File anfertigt".
Interessant ist auch, wie Jenner den Denkansatz weiterentwickelt. Denn wenn der Kampf gegen die Piraterie nicht zu gewinnen ist, kann Anpassung daran die Lösung sein. So sieht Peter Jenner die Plattform RapidShare als womöglich zukunftsweisendes Konzept. "Das beste, was ich überhaupt kenne, ist dieses Rapidshare. Leute zahlen dafür. Also erscheint mir das als ein Modell, das wir benutzen können", so der Produzent. Bei solchen Gedankengängen wagt man fast, Hoffnung zu schöpfen.
Quelle: derstandard.at