Review zum Xiaomi 3:
Neulich war ich glücklicher Gewinner beim Gewinnspiel von Handy-FAQ, der eine oder andere erinnert sich vielleicht an dieses Gewinnspiel.
Gestern konnte ich dann endlich mein neues Device entgegennehmen, und hier möchte ich Euch gerne meine ersten Eindrücke schildern.
Wie schon im Titel gesagt, ist meine Wahl auf ein Xiaomi Mi3 gefallen.
Der eine oder andere wird sich natürlich fragen, warum gerade dieses hierzulande eher unbekannte Gerät? Zugegeben wusste ich von dem Gerät auch nicht viel, der Deal bei dem Spiel war, dass man sich auf der Seite von F o c a l p r i c e irgendein (!) lieferbares Gerät aussuchen sollte, und falls man aus dem Lostopf gezogen wird, sollte man dieses Gerät erhalten.
Bei der Vielfalt der Geräte auf der Seite (die ich übrigens beinahe alle nicht kannte) musste ich natürlich etwas filtern, und da hält man sich an Kriterien, die man kennt und die einem sagen, dass das Gerät dahinter nicht unbedingt der letzte Schrott ist. In meinem Fall habe ich dann nach dem Prozessor Snapdragon 800 gefiltert. So bin ich auf das Mi3 gestoßen.
An dieser Stelle soll auch Rainer, alias Herodot hier vom Forum nicht unerwähnt bleiben, der mit seinem unermüdlichen Einsatz trotz etwas widriger Umstände dafür gesorgt hat, dass ich zu meinem Wunschgerät gekommen bin. Und zwar wollte der ursprüngliche Gewinnspielpartner von Handy-FAQ, der chinesische Seller "F o c a l p r i c e" sich nicht mehr an den Deal halten. Die Mitarbeiterin dort, mit der Rainer das ganze ausgekartelt hatte, war auf einmal nicht mehr in der Firma, und der Rest wollte dann nichts mehr davon wissen. Aus "Goodwill" wollte man uns dann mit einem No-Name-Billigteil abspeisen. Wie gesagt, nochmal großes Kompliment an die Crew von Handy-FAQ, die sind dann in die Bresche gesprungen und haben mir mein Wunschgerät über den E-Fox Shop zukommen lassen.
Grundsätzlich muss ich noch erwähnen, dass man beim Kauf eines Handys aus dem Nicht-EU-Ausland immer noch etwaige Zollgebühren im Hinterkopf behalten muss. Je nachdem, ob das Paket beim Zoll einfach so durchrutscht, oder ein Zollbeamter doch genauer hinsieht. Und bei einem Päckchen aus China werden sie das sicher gerne machen. In meinem Fall kassierte dann der Paketbote Zollgebühren in Höhe von 30,87 €. Das wusste aber jeder, der bei dem Spiel mitgemacht hat vorher, Handy-FAQ hatte auf diese Eventualität ausdrücklich im Vorfeld hingewiesen.
Zu den technischen Eckdaten:
CPU: Snapdragon 800 Quadcore, 2,3 Ghz (Obacht, es gibt auch eine Variante mit Tegra-Chipsatz, diese ist aber nicht mit unseren Netzen kompatibel)
Betriebssystem: MIUI V5 (basiert auf Android 4.4.2), Android L ist versprochen
Netze: Quadband 2G und 3G, LTE wird nicht unterstützt
GPU: Adreno 330
Arbeitsspeicher: 2 GB
Speicherkapazität: 16 GB oder 64 GB, jeweils nicht erweiterbar (ich habe die 64 GB-Variante gewählt)
Akku: Li-Ion mit 3050 mAh, fest verbaut
Gehäuse: Unibody Polycarbonat, erhältlich in schwarz, weiß, silber
Gewicht: 145 Gramm
Bildschirm: 5 Zoll IPS-Display, Full-HD (1920x1080 Pixel, 441 ppi)
Connectivity: Bluetooth v4.0/A2DP, WiFi 802,11 b/g/n Dualband 5 GHz NFC, GPS + GLONASS, AGPS
Kameras: Front: 2 MP, Rückkamera: 13 MP, Sony Exmor, mit LED-Dualblitz
SIM:Standard-SIM (also keine Micro- oder Nano-SIM), Adapter leider nicht im Lieferumfang. Ich hatte von einem alten S2 noch einen rumliegen, alle anderen sollten sich im Vorfeld darum kümmern.
Lieferumfang:
Handy (soweit nicht verwunderlich), USB-Kabel, Ladegerät mit China-Stecker, Adapter für deutsche Steckdosen, Entriegelungswerkzeug für die SIM-Schublade, Kurzanleitung, allerdings rein chinesisch.
Einschalten: beim Einschalten gab es die erste Überraschung, nämlich die zur Auswahl stehenden Sprachen. Wenn man vorab googelt, heißt es überall, in der Original-ROM seien nur Chinesisch und Englisch enthalten. Falsch, soweit es mein Gerät betrifft. Ich konnte aus Dutzenden Sprachen wählen, darunter mehrere Varianten von Deutsch, und die Übersetzungen sind zwar nicht in allen Punkten vollständig, aber zumindest erst mal nicht so fehlerhaft, als ob sie aus dem Google-Übersetzer stammen. Und wo kein Deutsch vorhanden ist, ist es zumindest Englisch. Auf chinesische Schriftzeichen stößt man nirgends im Menü, lediglich in ein paar vorinstallierten Anwendungen.
Zweite Überraschung: der PlayStore war bereits vorhanden, wenn auch nicht in der aktuellsten Version, hat sich dann aber nach ein paar Minuten aktualisiert. Im Internet heißt es dazu, der PlayStore wäre nicht vorhanden, ließe sich aber aus dem eigenen App-Markt von MIUI nachinstallieren oder man solle die MIUI-Version der deutschen Fancommunity flashen.
Dritte Überraschung: Das Gerät kam fix und fertig gerootet bei mir an.
So, das war dann erst mal das Unboxing, jetzt muss ich mir erst mal Eindrücke verschaffen, die ich dann in Teil 2, den ersten Eindrücken, in die Tastatur hacke.
So,nun sind drei Tage ins Land gegangen, und ich konnte mir das Mi3 schon mal so einrichten, dass es meinen persönlichen Bedürfnissen noch mehr entspricht. Deshalb nun der zweite Teil meines Erfahrungsbeichtes.
Nach wie vor bin ich beeindruckt von der Verarbeitung dieses Gerätes. Da knackt nichts, da knarrt nichts, Spaltmaße gibt es auf Grund des Unibody-Gehäuses auch keine. Wirklich beeindruckend. Wenn man von einem "Chinahandy"hört, rechnet man erst mal nicht mit diesem hohen Standard.
Man muss sich aber vielleicht auch ein wenig die Firma Xiaomi ansehen, um das zu verstehen. In China hat Xiaomi mittlerweile die beiden Big Player Apple und Samsung hinter sich gelassen. Für eine Firma, die erst 2010 das Licht der Welt erblickt hat, keine schlechte Leistung. Da dürfte noch einiges zu erwarten sein. Auch ein Zeichen für den Anspruch von Xiaomi: erst letztes Jahr wechselte Hugo Barra zu Xiaomi, vorher Vizepräsident von Googles Android-Abteilung. Dieser hat letztens auch verlauten lassen, dass das Mi3 mindestens auch noch Android L bekommen wird. Da ist man von anderen Herstellern ganz anderes gewöhnt.
Nun aber wieder zum Mi3:
Das Gerät hat zwei "physische" Tasten, nämlich den Ein/Aus Knopf und die Lautstärkewippe. Beide sitzen auf der rechten Seite des Gerätes. Da ich von einem Samsung S3 komme, erwische ich da momentan gerne nochmal den falschen Knopf (bei Samsung liegt die Lautstärkewippe auf der linken Seite), aber das ist nur Gewohnheitssache, denke ich mal.
Unter dem Bildschirm sind die drei Tasten "Menü", "Home" und "Zurück" als Sensortasten ausgeführt. Es gibt ja Verfechter der Software-Buttons, aber mir persönlich ist diese Lösung genauso recht, ich sehe keinen Vor- oder Nachteil in tatsächlich fixen Tasten. Schön finde ich, dass die Buttons in der selben Sortierung vorhanden sind, wie bei Samsung, da muss ich mich wenigstens da nicht umgewöhnen.
Bei angeschaltetem Screen sieht die Sache dann allerdings ganz anders aus. Das Xiaomi-eigene OS ist MIUI. Das ist zwar eine Android-ROM, sieht allerdings erst mal aus wie Apples iOS. Gravierendster Unterschied zu gewohntem Android ist dabei, dass man vergeblich einen App-Drawer sucht. Alle Apps liegen auf dem Desktop. Man kann sie nach Gutdünken umsortieren, freie Stellen lassen, in Ordner packen, muss sich auch an keine alphabetische Reihenfolge halten, aber den Drawer gibt es einfach nicht.
Aber: Da es sich ja innen drin immer noch um Android handelt, kann man das natürlich auch ändern. Als "Mittelweg" habe ich im PlayStore zum Beispiel die App "AppDrawer" gefunden, die genau dafür gedacht ist, auf MIUI-Geräten den Drawer nachzurüsten. Oder die Radikallösung, einen anderen Launcher, wie meinetwegen Nova.
Ich persönlich habe mich aber fürs Erste dazu entschieden, die Herausforderung MIUI anzunehmen und habe mich darauf beschränkt, die weniger genutzten Apps in thematischen Ordnern zu verstauen und auf den ganz rechten Desktop zu schieben.
Es gibt auch die Möglichkeit, das System mit Dutzenden Themes zu pimpen, aber in das Thema muss ich mich noch ein bisschen besser einlesen.
Wie schon im Eingangspost erwähnt, war auf meinem Mi3 bereits der PlayStore vorinstalliert. Das ist bei Xiaomi eigentlich nicht so, da die ein etwas eigenes Ökosystem haben, mit einem eigenen App-Store, eigener Cloud, etc. Google ist da eigentlich erst mal nicht vorgesehen. Aber man lässt dem User immerhin die Wahl, die Geräte sind grundsätzlich PlayStore-zertifiziert, und man kann ihn auch aus dem hauseigenen Shop nachinstallieren. Aber das hat ein wohlmeinender Singapurer (ja, die Einwohner von Singapur werden wirklich so genannt, hab's gegoogelt) bei meinem Gerät bereits erledigt, ebenso, wie eine Multi-Language Version von MIUI draufzuspielen.
Da ich allerdings von meinen Samsunggeräten etwas ans Flashen gewöhnt bin, hat mich natürlich die Neugierde dazu getrieben, zu checken, ob es nicht vielleicht eine noch frischere Version gibt. Im Menüpunkt "Über das Telefon" findet man zu einem Button "System Updates". Ein Tipp auf diesen brachte mich allerdings einfach zurück in die Hauptmenüansicht. Etwas googeln hat mir dann verraten, dass manche Zwischenhändler für europäische Kunden eine etwas obskure Multilanguage-Version vorinstallieren, dabei aber die Xiaomi-eigene Updater App entfernen. Gut gemeint, da sie damit den Nutzer davor schützen wollen, sich nichtsahnend eine Originalversion zu holen, in der dann auf einmal wieder nur Chinesisch oder Englisch vorhanden sind.
Dadurch bin ich jedenfalls draufgekommen, dass meine vorinstallierte OS-Version gewisse Einschränkungen aufweist. Und das nervt mich. Also wieder Tante Google gefragt, und dann eine aktuelle Version einer deutschen Fan-Community gefunden, die Decuro Dev. ROM 4.8.15. Anleitung für den Flash über die MIUI Recovery war auch dabei, also nebenbei in der Arbeit draufgepackt. Nun läuft mein Mi3 unter 4.4.4, aktueller geht's im Augenblick nicht.
Im täglichen Gebrauch stellt es sich tatsächlich so dar, dass ich nie ein schnelleres Smartphone in Händen gehalten habe. Jede Eingabe auf dem Touchscreen wird ohne Verzögerung umgesetzt, Apps öffnen sofort, nichts ruckelt oder hakt. Dabei läuft mein Mi3 eigentlich nur auf halber Kraft, wenn man so will. Im Akku-Menü gibt es nämlich den Punkt "Energieeinstellungen", man hat die Wahl zwischen "Ausbalanciert" und "Leistung". Wenn man "Leistung" wählt, kommt allerdings die Warnung, dass sich der Stromverbrauch durchaus erhöhen kann. Dass das nicht bloßes Blabla ist, zeigt sich beim Test mit Antutu Benchmark: im ausbalancierten Modus ergibt sich ein guter, aber nicht überragender Wert von 26574, schaltet man in den Leistungsmodus hat man auf einmal einen geradezu wahnsinnigen Wert von 35896 dastehen. Damit lässt man dann im Antutu "Schwanzvergleich" alles hinter sich, auch das HTC One (M8) und das Galaxy S5! Ein nominell gleichwertiges Gerät wie das Nexus5 taucht in der Aufreihung erst gar nicht mehr auf.
Da Xiaomi sich ein wenig als das Apple Chinas sieht, hat es natürlich -wie schon kurz angerissen- ein eigenes Ökosystem etabliert, mit eigener Cloud, eigenem Store, und eigenen Anwendungen. Deutlich konsequenter übrigens als Samsung, denn theoretisch käme man bei Xiaomi tatsächlich komplett ohne Google aus, inklusive Kontakt-, Mail- und Kalenderspeicher. Auch Fotos und Musik und alles andere kann man in die MiCloud hochladen lassen.
Nun kommen natürlich wieder die Sicherheitsbedenken, denn die Server stehen natürlich in China, sogar mitten in Peking. Ohjeohje. Und dann hörte man in den letzten zwei Wochen ja auch, dass unabhängig von dem, was man im Menü auswählt, sowieso alles zu Xiaomi hochgeladen wird (okay, das ist ein Punkt, den ich auch nicht okay finde, aber Xiaomi hat das eingesehen und für ein künftiges Update Besserung gelobt).
Aber ich frage mich da: sind wir wirklich sicher, dass unsere Daten bei Google besser aufgehoben sind als bei Xiaomi? Sind die Amerikaner wirklich besser als die Chinesen? Think about it.
Ich jedenfalls habe nach den ersten drei Tagen einen sehr guten Eindruck davon erhalten, dass Xiaomi das Thema Sicherheit tatsächlich sehr verantwortungsbewusst angeht. Jedesmal, wenn eine App eine sicherheitsrelevante Handlung vollziehen will, werde ich zuerst mit einem Popup gefragt, ob ich das wirklich zulassen will.
Beispiel: hat Euch Euer Androidgerät schon mal beim Öffnen von Shazam darauf hingewiesen, dass die App ein Foto von Euch machen möchte? Eine Musikerkennungssoftware??
Generell ist das Rechtemanagement bei MIUI extrem offen dargestellt und jede, wirklich jede Berechtigung kann einzeln entzogen oder erteilt werden. Ohne Krücken wie AppOps oder XPrivacy.
Und sonst so?
Der Empfang ist sowohl im WLAN als auch im Mobilfunknetz deutlich besser als mit dem S3. Im Büro konnte ich zum Beispiel von Glück reden, wenn ich mal das "H+"-Symbol in der Statusleiste hatte, üblich war EDGE. Beim Mi3 habe ich fast vollen HSDPA-Ausschlag.
Auch der GPS-Empfang erscheint mir deutlich besser, ich nutze im Auto die App "CarHome Ultra", eine App mit größeren Buttons und einem integrierten GPS-Tacho (ja, Spielerei, aber ich hab mich im Lauf der Jahre daran gewöhnt). Beim S3 hatte ich manchmal Schwankungen in der angezeigten Geschwindigkeit, in der Größenordnung von teilweise 15 km/h. Beim Mi3 scheint der GPS-Fix deutlich sicherer zu sein, hier ist das angezeigte Tempo immer plausibel.
Der NFC-Chip sitzt etwas weiter unten als beim S3, deshalb werd ich ein Tag im Auto etwas versetzen müssen, da es sonst nicht problemlos eingelesen werden kann.
Die vorinstallierten Xiaomi-Apps überraschen teilweise mit liebevollen Details: wenn man zum Beispiel gerade die integrierte Uhrenapp geöffnet hat und sich darin die Zeit anzeigen lässt, so ist bei jeder Bewegung des Sekundenzeigers eine ganz sachte Vibration zu spüren. Sogar im Appsymbol wird die aktuelle Zeit angezeigt und die Zeiger bewegen sich.
Die Recorderapp kommt tatsächlich in der Optik einer alten Musikkassette daher.
Vorhanden sind ausserdem von Haus aus: ein Virenscanner, eine Datenverbrauchsapp, eine Taschenlampe, Rechner, Kompass, Radio (ja, das steht nirgends zu lesen, aber das Mi3 trägt tatsächlich ein UKW-Radio mit sich rum), ein QR-Scanner, CleanMaster ist als Datenbereinigungstool ebenfalls vorinstalliert.
Eigene Benachrichtigungstöne zu verwenden, die nur als MP3 vorliegen, ist etwas knifflig, aber auch nicht unmöglich. Die Töne in den Notifications-Ordner zu packen, bringt nach meiner Erfahrung leider nichts, der Name des Tons wird dann zwar im Auswahldialog angezeigt, aber es wird nur ein "Doing" wiedergegeben. Man kann allerdings mit der Recorderapp aufgenommene Töne verwenden, und da habe ich mir so beholfen, meine eigenen Töne in den selben Ordner zu verschieben, in dem diese Aufnahmen gespeichert werden. Schon konnte ich sie in GMail, Hangouts und Telegram als Töne definieren.
Fazit nach drei Tagen:
So schnell werde ich dieses fabelhafte Gerät nicht mehr hergeben. Ich bin restlos begeistert und habe dabei sicher erst die Spitze des Eisbergs der Möglichkeiten angekratzt.
Von meiner Seite aus also eine deutliche Empfehlung!
Quelle:
[DLMURL]http://www.handy-faq.de/forum/xiaomi_mi3_forum/310728-unboxing_erste_eindruecke_xiamoi_mi3.html[/DLMURL]
Danke für das Review an Thomas Le Pew