wirklich ein wichtiges und in deutschland völlig untergegangenes thema. (vermutlich absichtlich)
in der tat fand 1945 nur eine militärische kapitulation statt. das geht auch aus den mehrsprachigen dokumenten hervor, die öffentlich einsehbar sind.
teile der regierung wurden von den alliierten als kriminelle organisationen eingestuft und verboten. allerdings gab es nie einen vertrag, (zumindestens nicht öffentlich) der das deutsche reich / 3. reich als staat für nichtig erklärt hat.
fairerweise muss man sagen, dass es sowas in verbindung mit einer kompletten niederlage und den siegern als besatzern in der historie wohl auch noch nie gegeben hat. ein vertrag besteht aus zwei parteien und in diesem fall hat eine partei die 100%ige handlungsgewalt und die andere gar nichts. eine einigung darüber ist unnötig bzw. absurd.
vielmehr hat man das deutsche reich einfach ausgesetzt. technisch gesehen existiert es noch, aber es wird nicht mehr ausgeführt. zu sagen, wir hätten heute noch das reich, ist also falsch, da seit 1949 sowohl eine andere verfassung als auch eine andere regierung existiert, welche sich zudem grundlegend von dem vorhergegangen unterscheidet. ähnlichkeiten findet man nur in der weimarer verfassung und der paulskirchenverfassung während der gescheiterten revolution 1848, deren inhalte teilweiße ins grundgesetz mit übernommen wurden.
möglicherweiße hat man auch auf die auflösung des deutschen reiches verzichtet, da sonst eine annektierung die folge gewesen wäre. annexion wurde zu dem zeitpunkt bereits vom völkerbund untersagt.
abgesehen davon bringt dies entgegen der gängigen vorstellung nicht nur positive seiten mit sich, sondern birgt auch negatives. man hat nicht nur das recht das land zu besitzen, man hat auch die pflicht es zu versorgen.
ob heute noch reparationszahlung fällig sind, weiß ich nicht. hierzu müsste man das entsprechende dokument schwarz auf weiß vorliegen haben, um dies beurteilen zu können. eine behauptung macht noch lange nichts wahr, erst recht nicht, wenn der kopp verlag mit dem spiel ist.
ich halte es für unwahrscheinlich, da auch die siegermächte von den reparationszahlungen nach dem ersten weltkrieg ihre lektion gelernt haben werden. erneuten hass zu schüren, nach 2 weltkriegen stand mit sicherheit nicht im interesse der alliierten. ich gehe allerdings von deutschland ab 1949 aus. was während der besatzungszeit beschlossen wurde, ist eine andere sache.
was zudem etwaige zahlungen unwahrscheinlich machen, ist die einführung der d-mark durch die usa. die d-mark war eine amerikanische währung und wurde von der us notenbank ausgegeben. verlangt man nun reparationszahlungen, würde dies einfluss auf die wirtschaft nehmen und die inflation erhöhen. im endeffekt würden sich die usa selber schaden, da sie der herausgeber der währung sind. gleiches gilt auch für derartige ansprüche der anderen sieger.
anders sah es allerdings in der ddr aus. zahlungen gab es sicherlich auch, wenn auch aufgrund der schlechten liquidität nicht viel. vielmehr gab es eine materielle abwicklung. aus verwandten-kreisen weiß ich, dass produktionsmengen aus verschiedenen branchen der ddr industrie an russland abgeführt wurden. manchmal waren davon auch ganze produktionsstätte betroffen.
die antwort zur frage ob deutschland ein souveränes land ist, ist sehr schwer und komplex.
auf der einer seite hat man die möglichkeit eigene entscheidungen zu treffen, siehe enthaltung irak krieg 2003 und libyen 2011. auf der anderen seite ist deutschland zwangsweiße kriegsteilnehmer, da sämtliche militäroperationen über in deutschland bestehende militärbasen laufen und die logistik hier stattfindet. allein die anzahl und vielfalt an militärischen einrichtung der damaligen siegermächten auf deutschen boden belegt, das sie über eine art veto recht verfügen. zumindestens in militärischen angelegenheiten.
zum abschluss etwas realistisch-analytisches:
im endeffekt ist das was von den (west-)alliierten beschlossen wurde genau das richtige für deutschland in dieser situation (in welche es sich selber gebracht hat - wichtiger punkt!) gewesen. die alternativen sehen weitaus düsterer aus.
- eine annektierung hätte zur folge gehabt, dass es deutschland als land und die deutschen als volk nach 1945 nicht mehr gäbe.
- eine dauerhafte besetzung hätte aus deutschland einen rechtsfreien raum gemacht, ähnlich wie es polen zwischen 1939 und 1945 war.
- hätten die west-alliierten 1943 nicht die süd und 1944 nicht die west- front eröffnet, gäbe es keine aufteilung und deutschland wäre sowjetisches besatzungsgebiet geworden. um das auszumalen, was dies bedeutet hätte, bedarf es keiner großen phantasie.